Cover Mundus Magazin

Schleswig-Holstein Zeitung






Eröffnung am 1. Juni 25. Nordart in Büdelsdorf: So laufen die Vorbereitungen für die große Kunstausstellung 

Von Christina Köhn l 29.05.2024    

photo

Die deutsche Malerin Antoinette nutzt jede Minute in der Carlshütte in Büdelsdorf, um ihre Werke für die Nordart fertigzustellen. Die Kunstausstellung wird am Freitag feierlich eröffnet.Foto: Mira Nagar 

100.000 Quadratmeter, 200 Künstler, 1000 Kunstwerke: Am Freitag wird die 25. Nordart in Büdelsdorf feierlich eröffnet. Bis Oktober kann die Kunstausstellung besucht werden. Und die Kuratoren denken bereits an 2025. 


Im Skulpturenpark wird noch Rasen gemäht, eine Gärtnerin harkt die Beete und Wege. In der Carlshütte wird hinter der Garderobe noch eine Wand gemalt, zwei Mitarbeiterinnen verlegen ein Stück Teppich unter einem Kunstwerk. Und die deutsche Malerin Antoinette stellt noch ihre Werke fertig. Sie ist die letzte Künstlerin vor Ort, alle anderen sind schon fertig. ,,Aber ich schaffe das auch rechtzeitig - wenn auch auf den letzten Drücker.”


Die Vorbereitungen für die Nordart in Büdelsdorf laufen auf Hochtouren. Am Freitag, 31. Mai, wird die Kunstausstellung feierlich eröffnet, am 1. Juni ist dann der erste Tag für das Publikum. Bis zum 6. Oktober werden auf dem Gelände von Aco an der Eider bis zu 100.000 Besucher erwartet. 

photo

Nordart 2024 in Büdelsdorf: Bilder einer Ausstellung 

Zum 25. Jubiläum wird auf ein Länderfokus bei der Nordart verzichtet 


„Weil wir in diesem Jahr unsere 25. Ausstellung feiern, haben wir keinen Länderfokus“, erklärt Senior-Kuratorin Inga Aru. Stattdessen präsentieren die Preisträger aus den vergangenen Jahren von 2010 bis 2023 ihre prämierten, oder auch neuen Werke. „Und wir haben natürlich wieder vier Sonderprojekte.“ 









Photo Inga Aru


Seit 25 Jahren kuratiert Inga Aru die Nordart. Foto: Mira Nagar


Ein Fokus liegt dabei traditionell auf Künstler aus China. „Es gibt in Deutschland keine andere Ausstellung mit diesem Fokus“, sagt Aru nicht ohne Stolz. Das Projekt zur zeitgenössischen Kunst aus der Mongolei heißt „per aspera ad astra“. Hinter „a sense of place“ verbirgt sich ein Malereiprojekt von Paul Critchley. Und Willi Reiche präsentiert kinetische Interpretationen „von der Wiege bis zur Bahre“. 

Mundus photo 2Place'

Der sechs Meter große Hase von Liu Ruowang gewann 2022 den Nordart-Preis. Foto: Mira Nagar


So richtig auf einen besonderen Höhepunkt mag sich Inga Aru beim Rundgang durch die Nordart nicht festlegen. „Ich freue mich einfach auf das Zusammenspiel der einzelnen Werke. Auf die Dialoge und die neuen Blickwinkel, die in der Ausstellung entstehen. Das spielt eine große Rolle.“ Als sie vor dem sechs Meter großen Hasen von Liu Ruowang steht und auf das Kunstwerk-Haus von Paul Critchley schaut, muss die Senior-Kuratorin lachen. „Das erinnert mich an ‚Alice im Wunderland‘ und genau das meine ich mit dem Zusammenspiel der Künstler.“ 

Mehr als 200 Künstler stellen mehr als 1000 Kunstwerke aus


Insgesamt stellen mehr als 200 Künstler und Künstlergruppen mehr als 1000 Kunstwerke auf knapp 130.000 Quadratmetern aus. Ausgewählt haben Inga Aru und ihr Mann, Chefkurator Wolfgang Gramm, die Teilnehmer aus mehr als 3000 Bewerbungen. Und gleich nach der Eröffnung der diesjährigen Nordart beginnen bereits die Planungen für 2025. „Neben den Künstlern suchen wir dann auch immer nach Kuratoren für unsere Sonderprojekte.“ 





photo white sculpture

Die Nordart hat vom 1. Juni bis zum 6. Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Foto: Mira Nagar


Das sei gar nicht so einfach, sagt Inga Aru. Sie ist als Kuratorin von Beginn an dabei, ihr Mann Wolfgang Gramm hat gemeinsam mit Hans-Julius Ahlmann, Gesellschafter der Aco-Gruppe und Gastgeber im Kunstwerk Carlshütte, bereits 1992 ein erstes Kunstprojekt organisiert. 

photo

Mehr als 1000 Kunstwerke sind auf der Nordart zu sehen. Foto: Mira Nagar


Um das Fortbestehen der Nordart müsse sich aber niemand Sorgen machen. „Wir haben unseren neuen Junior-Kurator in unserem eigenen Nachwuchs gefunden“, sagt die 60-Jährige und schmunzelt. Sohn Taso Gramm, übernimmt den Posten ab diesem Jahr. Der 28-Jährige hat Bildhauer gelernt und sei quasi „hier hineingewachsen. Er ist auf und mit der Nordart groß geworden“, erzählt seine Mutter. 

Konzept der Ausstellung entsteht, wenn alle Kunstwerke da sind

 

Seit Februar wissen alle Teilnehmer Bescheid, ab Anfang März können sie dann mit der Lieferung der Kunstwerke beginnen. Parallel dazu werden die Kulissen gebaut. „Einige Künstler wie Veronika Psotková stellen ihre Werke auch erst vor Ort fertig“, erzählt Inga Aru, während sie Reste vom Drahtgitter der Skulptur „Säule der Gesellschaft“ vom Boden der Carlshütte aufhebt. 


photo wire sculpture

Neben dem Kuratoren-Trio und festangestellten sowie freiberuflichen Mitarbeitern kümmern sich etwa 80 Schüler und Studenten um den Aufbau und die Aufsicht. Sie helfen beim Aufräumen und malen auch mal eine Wand an. Foto Mira Nagar


„Die Ausstellung entsteht erst, wenn alle Kunstwerke da sind“, erzählt die Senior-Kuratorin. Es gebe zwar Skizzen, doch eigentlich könne man das nicht im Kopf planen. „Wir merken jedes Jahr aufs Neue: Kunst ist nicht zu bändigen, egal wie akribisch die Planung ist“, sagt Chefkurator Wolfgang Gramm. Und seine Frau ergänzt: „Die Idee und das Konzept der Nordart-Ausstellung ist selbst wie Kunst.“ 


Link to article