Galerie Rath, Köln
New Dimension
12th - 29th May 1989
solo exhibition, 12 paintings shown
Paul Critchley – New Dimension, II
Einführung in die Ausstellung von Irmguard Fuerst
Jeder Künstler entwickelt seine eigene Strategie, um die Welt zu sehen und zu begriefen, um sie “in den Griff zu bekommen”, um sie zu bewältigen. So auch der Engländer Paul Critchley, dessen Ausstellung “New Dimension II”
heute Abend hier eröffnet wird.
Das Thema der Bilder Critchleys, der Raum als Ausschnitt der Realität, wird dem Betrachter in einer ihm ungewohnten Weise dargeboten. Um Wirklichkeit in ihrer Differenziertheit deutlich zu machen, benutzt der Maler das Mittel perspektivischer Verzerrung; d.h. die traditionellen Bildgrenzen, die sonst übliche Rechteckform des Tafelbildes wird von innen her aufgebrochen, der Raum tritt über die ihm gestetzten engen Grenzen hinaus. Er bestimmt das äußere Format der Bilder und schafft so einen ästhetischen Raum, der denreal wahrnehmbaren überhöht. Auf diese Weise wird eine Gsamtansicht von Wirklichkeit ermöglicht.
Die unregelmäßige Gestalt der Bildformen gewährt dem Künstler die Freiheit, seineGedanken und Gefühle über die Umgebung genauer zu beschreiben. Jedes bild enthält gleichzeitig veschiedene Räume, Ausblicke und Perspektiven,so daß die Realität in ihrer Differenziertheit und in ihrer Ganzheit dennoch einheitlich dargestellt wird Denn durch die Harmonie von Raum, maßstab,Farbe und Ton wird diese Einheitlichkeit erreicht.
In der Wiedergabe der Details seiner Bilder bleibt Critchley realistisch, so daß der Betrachter die Bestandteile der Wirklichkeit als die senigen zu erkennenvermag. Dennoch scheinen die Grenzen zur Surrealität unmerklich aufgehoben als Folge des Mittels der perspektivischen Verzerrung. Etwas Abgründiges, ja Makabres wird spürbar, auch hervorgerufen durch die Zuordnung von Requisiten in den Innenräumen, die im Betrachter ein anderes
lebensgefühl erzeugen, indem sie eine unter anderen Bedingungen erfahrene Wirklichkeit präsentieren.
Der Künstler malt Bilder und stellt diese aus. Jeder Betrachter kann sie besetzen, er kann sie auch mißbrauchen.
Die Realität wird durch den Menschen nie objektiv erfahren, sondern stets subjektiv wahrgenommen und verarbeitet. So hat der Besucher dieser Ausstellung die Möglichkeit, sich zu den audgestellten Objekten. Ihren Räumen und deren Inhalten, seine eigenen Geschichten auszuedenken. Das wäre auch im Sinne der Absicht des Künstlers.
Aber Bilder geben sich nicht schnell dem Blick preis, sind sie doch das Produkt der einmaligen individuellen psychischen und geistigen Situation des Malers. - In diesen Zusammenhang gehört wohl die Äußerung Critchleys daß es ihn in keiner Weise störe, daß er selbst die Gründe nicht verstehe, weshalbsen Unterbewußtsein einen Gegenstand dem anderen vorziehe. Wichtig sei für ihn, daß die Bilder seine und der Betrachter Phantasie anregten, anstatt sie zu langweilen.
Langeweile werden Sie, libe Kunstfreunde, gewiß nicht bei der Beschäftigung mit diesen Bildwerken verspüren.
Introduction by Irmguard Fuerst
Every artist develops his or her own strategy for seeing and grasping the world, for "getting a grip" on it, for coping with it. This is also the case with the Englishman Paul Critchley, whose exhibition "New Dimension II" opens here tonight.
The theme of Critchley's pictures, space as a section of reality, is presented to the viewer in a way that is unusual for him. In order to make reality clear in its differentiation, the painter uses the means of perspective distortion; i.e. the traditional picture boundaries, the otherwise usual rectangular form of the panel picture is broken up from within, the space steps beyond the narrow limits set for it. It determines the outer format of the pictures and thus creates an aesthetic space that exaggerates the real perceptible one. In this way, an overall view of reality is made possible.
The irregular shape of the picture forms gives the artist the freedom to describe his thoughts and feelings about the environment more precisely. Each picture contains at the same time different spaces, views and perspectives, so that reality in its differentiation and in its wholeness is nevertheless represented uniformly, scale, colour and tone, this unity is achieved.
Critchley remains realistic in the reproduction of the details of his pictures, so that the viewer is able to recognise the components of reality as their own. Nevertheless, the borders to surreality seem to be imperceptibly removed as a result of the means of perspective distortion. Something abysmal, even macabre, becomes perceptible, also caused by the allocation of props in the interiors, which create a different feeling of life in the viewer by presenting a reality experienced under different conditions.
The artist paints pictures and exhibits them. Every viewer can occupy them, he can also abuse them.
Reality is never experienced objectively by human beings, but always perceived and processed subjectively. Thus the visitor to this exhibition has the opportunity to form his or her own opinion about the objects on display. Their spaces and their contents, to think up their own stories. This would also be in the spirit of the artist's intention.
But pictures do not quickly reveal themselves to the eye, they are the product of the painter's unique individual psychological and spiritual situation. - Critchley's statement that it does not bother him in any way that he himself does not understand the reasons why his subconscious prefers one object to another probably belongs in this context. What is important for him is that the pictures stimulate his and the viewer's imagination instead of boring it.
You, dear friends of art, will certainly not feel boredom when looking at these paintings.
Thank you for your attention. Mr Critchley is here this evening.